Er wollte ins Guinness-Buch der Rekorde und er wollte mindestes 80 werden. Diese beiden Wünsche hat er oft erwähnt, und beide sind ihm erfüllt worden. Am 21. September ist Willy Rehr verstorben – und beide Wünsche haben sich für ihn erfüllt. Er wurde 84 Jahre alt.
Der Eintrag in das Guinness-Buch hat dem Gründer, Master und Präsidenten der Warendorfer Meute einen Platz in der Geschichte der Deutschen Schleppjagdvereinigung gesichert: mehr als 400 Hunde aus insgesamt zehn Meuten in Deutschland gemeinsam auf der Schleppe an der Ems hat Rehr dafür zusammengebracht. Es waren ganz genau 412 Hunde, die ein von der Guinness-Redaktion bestellter Notar anschließend Kopf für Kopf durchgezählt hat.
Der Anlass für das Riesen-Festwochenende, das darum herum als großes Meute-Treffen angelegt war, ist das 30-jährige Bestehen seiner Meute und Willy Rehrs 70. Geburtstag gewesen. Insgesamt einhundert Jahre Schleppjagd, hatte er das genannt und ein Bild geschaffen, das auch jetzt noch sicher jeder im Kopf hat, der 2009 dabei gewesen ist. Dass der Boden von Pferdehufen dröhnt, wenn eine Jagd los geht, das kennt man. Aber dass auch Hundepfoten solche Akustik schaffen können – wenn nur genug davon auf das Kommando losstieben – diese Erkenntnis ist Willy Rehr zu verdanken.
Mit der Schleppjagd in Berührung gekommen ist er als Pikör bei der Cappenberger Meute. Aus der Schule des ehemaligen Rittmeisters Franz Jandrey sind viele hervorgegangen, die später selbst Hunde führten oder sogar eine eigene Meute gegründet haben, wie zum Beispiel Toni Wiedemann mit dem Schleppjagdverein von Bayern, Jürgen Böcking, langjähriger Huntsman der Cappenberger Meute, Helmut Kleinschmidt mit der Sauerland-Meute. Auch bei jüngeren Meutehaltern hat Rehr später selbst aktiv Starthilfe in Theorie und Praxis geleistet. So haben die Mecklenburger Meute mit Gabriel Rodenberg und auch die Nienhagener Foxhound-Meute von Jörg Markgraf ihre Anfänge in Warendorf bzw. Telgte und an der Ems genommen. Nah an 200 Hunde standen zeitweilig im Kennel in Telgte, bis zu 120 hat Rehr davon in einem geschlossenen Pack mit zur Jagd gebracht. Sie hatten keinen Namen, aber waren in beeindruckender Disziplin vorgestellt. Das Wissen ihres Vaters um Hundeführung haben später auch die zwei Töchter Elke und Beate übernommen, die beide als Huntsladies ihrem Vater nachgefolgt sind.
Willy Rehr war ein kantiger, knartziger Westfale, der polterte und pampte, aber auch zugewandt, freigiebig und witzig sein konnte. Humor und Schlagfertigkeit kamen ihm nicht nur als Mitglied der Karnevalsgesellschaft Schwarz-Gold zugute, wo er im Jahr 2000 als „Prinz Willy I. von Ems und Meute“ regiert hat. Viele, sehr viele Menschen verbinden ganz persönliche Erinnerungen an ihn und ihre gemeinsame Zeit mit ihm beim Reiten hinter der Meute und mit der "Jagd in Rot" .
Die Trauerfeier mit anschließender Beisetzung ist festgelegt für Freitag, den 29. September, 11 Uhr auf dem Friedhof in Telgte.
Text: Petra Schlemm und Bilder: Bernd Eylers, Hubert Barth, PS/Archiv Schleppjagd24
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